Der Onkel und sein Neffe, Doppelbock, Achtband und AnnatolikA
23.01.2016 One Night Day Lorbass Gelnhausen
Das Lorbass in Gelnhausen lud zum ersten One Night Day des Jahres 2016.
Ist diese Veranstaltung in der Regel eher den schwermetall-lastigen Bands vorbehalten, bot sich an diesem Abend ein musikalisches Potpourri der etwas anderen Art: Vornehmlich Deutsch wurde gesungen; mal rockig, mal funkig und vor allem laut. 4 Bands aus Gelnhausen und näherer Umgebung hatten zum ausgelassenen Stelldichein geladen und eine gute Menge feierlustiger Zuschauer sind dem Ruf gefolgt.
Zur Location muss eigentlich nicht mehr viel gesagt werden. Das Lorbass – DIE Gelnhäuser Location für handgemachte Musik ist seit 35 Jahren eine feste Institution, und daran wird sich hoffentlich auch die nächsten Jahre nicht viel ändern (abgesehen von den Preisen fürs Bier, welcher sich bei aktuell 2,20 € auf einem erschreckenden Rekordhoch befindet ;)).
Mit einer gewohnt dezenten Verspätung von ca. 2 Stunden startete die Veranstaltung in den musikalischen Live-Part.
Der Neffe und sein Onkel, namentlich Toni Seidel und Didi Iffland (in Wirklichkeit sogar tatsächlich Neffe und Onkel) hatten die undankbare Aufgabe, als Eröffnungsband dem noch recht verhaltenen und um diese Uhrzeit meist noch nicht ausreichend betrunkenen Publikum ordentlich einzuheizen. Durch ihre charmante und durchaus auch überraschende Mischung aus deutschem Sprechgesang, gepaart mit 60er und 70er Jahre Blues und Rock konnten sie das zahlreich erschienene Publikum problemlos von der Bedeutungsschwanger-Rumsteh-Phase in die Mitklatsch-Und-Mittanz-Phase befördern. Das Duett überzeugte nicht nur durch eine gute Liedauswahl und gesangliche Stärke, sondern zeigte auch in den Moderationen zwischen den Liedern eine sympathische Portion Selbstironie.
Der erst dritte(!) Live-Auftritt der zwei Herren konnte vollends überzeugen und von dem erst Ende 2015 gegründeten Duo wird man in Zukunft mit Sicherheit im Gelnhäuser Umkreis noch mehr hören. Eine Band, zu der sowohl die jüngere als auch die ältere Generation feiern kann und welche sich sicherlich auch auf den ersten Blick ungewöhnlichen Veranstaltungen gut machen wird (hust…Apfelweinfest…März 2016…Lützelhausen…hust).
Weiter ging es mit Doppelbock, einer Combo von vier jungen Herren aus dem Gründauer Raum, welche seit knapp 2 Jahren zusammen musiziert. Die Jungs kommen mit einer Mischung aus selbstkomponierten Liedern und Coversongs, welche sich durch den Einsatz eines Akkordeons und eine dazu passend abgestimmte Songauswahl ausgesprochen positiv von dem standardisierten Summer-Of-69-Dorfkerb-Cover-Einheitsbrei abheben. Doppelbock schaffte es, die von der Neffe und sein Onkel gehörig aufgeheizte Stimmung noch weiter anzufachen und überzeugten durch musikalisches Können und sympathisch-gewitztem Auftreten. Leider war es bei den selbstkomponierten Stücken schwierig auch etwas vom Text mitzubekommen, da die Abmischung seitens der Technik zu sehr auf den instrumentalen Teil erfolgt ist. Dies ist laut Technik-Meister und Mitveranstalter Christian Schäfer einer eine Woche zuvor ausgetragenen Techno-Veranstaltung geschuldet, durch welche die voreingestellte Abmischung völligst zerschossen wurde. Schande über euch, ihr Techno-Jünger! Auf jeden Fall sollte man auch diese 4 Jungs weiter im Auge (oder besser im Ohr behalten); wenn alles klappt wird man ein paar ihrer eigenen Stücke in naher Zukunft hier bei Radio Rockfire hören können und im März steht bereits die Veröffentlichung ihres ersten Albums an.
Weiter auf musikalisch unkonventionellen Wegen ging es mit der Achtband. Die fünf Gelnhäuser Jungs, deren erste CD bereits im September des Vorjahres erschienen ist, trumpfen mit abwechslungsreichem Funk und selbstgeschriebenen, deutschen Texten auf. Sänger Sebastian Krewald gefällt mit eingängiger Stimme und auch seine 4 Musiker-Kollegen überzeugen mit Können am Zupf-, Schlag- oder Tasten-Klanggerät! Die bedeutungsschwanger angehauchten Texte stehen teilweise etwas im Kontrast zur leichten und beschwingten Art des Funk-Sounds und auch hier konnte schon der eine oder andere Achtband Song bei Radio Rockfire gespielt werden.
Zu gut vorangeschrittener Stunde kam dann schließlich auch die Kapelle mit der längsten Bandgeschichte zum Einsatz: Die fünfköpfige Herrencombo (eindeutig ein sehr herrenlastiger Abend) AnnatolikA sorgt seit nunmehr 20 Jahren netto für gute Laune in Gelnhausens Band-Szene. Dies bewiesen sie auch direkt mit dem kongenialen Einfall, keine feste Set List abzufeiern, sondern die Lieder via Glücksrad vom Publikum aussuchen zu lassen.
Um die Zuschauer zur späten Stunde noch zum „am Rad drehen“ zu animieren, konnte man nicht nur einen AnnatolikA-Song „gewinnen“, sondern auch diverse alkoholhaltige Freigetränke gab es zu ergattern.
Mit einer bunten Mischung aus Songs ihrer neuen EP „Erfolg is Hölle“, Smash-Hits ihrer letzten CD „Immernoch“ und ein paar ganz ollen Kamellen von anno dazumal, konnten die gut gelaunten Musiker nicht nur alt eingesessene Fans begeistern, sondern auch völlig neue Zuhörer für sich gewinnen. Mit guter Stimmung und reichlich Mitgegröle wurde mit AnnatolikA die Nacht zum Tage und mit ironischen (und manchmal ernsten) Texten um das Leben und die Welt im Kleinen wie im Großen wurde bis ca. 04:00 Uhr nachts ausgiebig gefeiert. Eine Bank ist eine Bank und 20 Jahre Business sprechen halt für sich! ;)
Nach knapp 6 Stunden Musik (und trotz 2,20 € pro Flasche auch reichlich Gerstensaft) ging ein durchweg positiver Abend zu Ende, welcher mal wieder zeigte wieviel Potenzial und Talent in unserer schönen Heimat zu Hause ist. Ein Wiederholungkonzert? – Sehr gerne, auch wenn es beim nächsten Mal ruhig auch schon ein/zwei Stündchen früher losgehen kann!
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Alle Bilder von "Der Neffe & sein Onkel" mit freundlicher Genehmigung von Fabian Pötter Photography
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