16. Oktober 2015 Capitol Offenbach
Die Anfänge von Opeth liegen in einem schwedischen Keller, in dem sie noch unter dem Bandnamen "Eruption" verschiedene Death- und Blackmetalstücke von bekannten Bands nachspielten. Allerdings mit mäßigem Erfolg, und so lösten sie sich wieder auf. Mikael Àkerfeldt und der damalige Sänger David Isberg gründeten daraufhin Opeth. In kürzester Zeit folgten gleich mehrere Besetzungswechsel, so dass Mikael Àkerfeldt seit 1992 den Gesang übernimmt und den Großteil des Materials schreibt: die Musik sowie 100 Prozent des Songwriting-Anteils.
Opeth sind längst kein Geheimtipp mehr. Das Offenbacher Capitol ist seit Tagen ausverkauft. Im Publikum ist wirklich alles vertreten, von Jung bis Alt, Metaller, Punk´s, Nerds, eine bunte Mischung verschiedenster Leute. Die Stimmung im Publikum ist angenehm und ausgelassen, jeder wartet nur darauf, dass die Band endlich die Bühne betritt, um die Musik zu genießen.
Opeth passen in keine Schublade. Angefangen als reine Deathmetalband haben sie eine musikalische Reise über Progressiven und Psychedelischen Metal hinter sich und loten des öfteren die Grenzen dieser Genren aus. Und dennoch haben Sie ihren ganz eigenen Stil gefunden. Ihre Musik ist komplex und anspruchsvoll, mit Lyrics in Form von poetischen Songtexten. Mit jedem neuen Album verlangen sie ihren Fans etwas Zeit und Geduld ab, denn man weiß nie im Voraus, wohin die musikalische Reise geht und welche Überraschung sie bereithält. Diese muss man sich in Ruhe anhören, auf sich wirken lassen und genießen.
In diesem Jahr feiern sie ihr 25-jähriges Bandjubiläum und haben sich für die Livekonzerte etwas ganz besonderes einfallen lassen. Für diesen Anlass mit einem würdigen Programm sind Opeth während der ganzen Jubiläumstour durch Europa in außergewöhnlichen Locations zu Gast: sie geben Ihre Konzerte ausschließlich in angesehenen Theater- und Konzerthäusern.
Geplant sind zwei Sets von jeweils 80 Minuten Spielzeit. Beim ersten Set führen Sie das komplette Studioalbum Ghost Reveries aus dem Jahre 2005 auf. Warum Ghost Reveries? Vor 5 Jahren haben Opeth ihr 20-jähriges Jubiläum gefeiert und bei dieser Tour das damals 10 Jahre alte Blackwater Park-Album in seiner kompletten Länge live gespielt. Dieses Jahr zum 25-jährigen Jubiläum führen Sie das jetzt 10 Jahre alte Ghost Reveries auf. Aber mit Sicherheit ist das nicht der einzigste Grund: dieses Werk steht für den musikalischen Umbruch der Band, es vereint die härteren Parts der Vergangenheit mit den weicheren Parts der darauffolgenden Alben. Es orientiert sich stärker an den progressiveren und psychedelischen Strukturen, Mikael Àkerfeldt setzt vermehrt auf Klargesang, die Growls werden nur an den weniger exzessiven Deathmetal-Passagen eingesetzt. Bei diesem Album hört man auch nach mehreren Durchläufen immer neue Facetten heraus, was für die Experimentierfreudigkeit der Band steht.
Nach einer 15-minütigen Pause, in der Tool aus den Lautsprechern erklang, folgte das zweite Set mit einer hammer Setlist: ein Querschnitt aus der gesamten Diskografie der Band. Viele Klassiker (wobei ich persönlich allerdings Blackwater Park und Deliverance vermisst habe), neuere sowie ältere Stücke und Lieder, die Opeth teilweise noch nie live gespielt haben! Selbst die ohne Deathmetal auskommenden Titel vom aktuellen Album "Pale Communion" hören sich live wie eine Urgewalt an. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Opeth Ihre Stücke nicht eins zu eins wie die Album-Version runterspielen, sondern diese live teilweise leicht verändern oder sogar ausbauen. Viele der Lieder haben eine Länge um die 10 Minuten, was auch ein Markenzeichen Opeth´s ist. Und das sind alles andere als ständige Riff- oder Refrainwiederholungen. Die Songs sind extremst abwechslungsreich, geprägt von Mikael Ákerfeldts klarem, hohen Gesang, nur um kurz darauf wieder brachial in Deahtmetal-Growls überzugehen. Mikael Àkerfeldt bringt seine Ansagen ziemlich locker und entspannt rüber, bei früheren Konzerten war er noch viel zurückhaltender. Mittlerweile hat sich das gegeben und er plaudert auch mal auf seine typisch trockene und sympathische Art drauflos. Zugerufene Titelwünsche wurden, wenn auch nicht als ganzer Song, zumindest alle kurz angespielt. Generell herrscht zwischen Band und Publikum eine lockere Stimmung.
Opeth gehören zu jenen Bands, die es schaffen, ihre ganz eigene Atmosphäre auf die Bühne zu bringen und das Publikum darin zu bannen. Wie in einer anderen Welt. Als ob die Musik nicht schon ausreichen würde, wurde das Bühnenbild über die gesamte reine Spielzeit von 165 Minuten mit einer phantastischen Lichtshow erfüllt. Die Akustik im Capitol war gut und der Sound klar, auch von weiter hinten hatte man einen guten Blick auf die Bühne. Ein ganz besonderer Abend, ein grandioses und perfektes Konzerterlebnis. Diese Band ist live ein absolutes Muss!!!